Bluetooth Auracast ist eine neue Funktion des Bluetooth-LE-Audio-Standards. Im Gegensatz zum klassischen Bluetooth-Pairing (1:1-Verbindung) ermöglicht Auracast ein Broadcasting: Ein Sender (z. B. Fernseher, Smartphone, Mikrofonanlage) kann Audio an beliebig viele Empfänger (Kopfhörer, Hörgeräte, Lautsprecher) gleichzeitig ausstrahlen – ähnlich wie ein Radiosender, nur digital und synchron. Nutzer können sich mit ihren Geräten einfach „einwählen“ oder einen QR-Code/NFC-Tag scannen. Die Kopfhörer können dabei mit dem Smartphone gekoppelt bleiben und gesteuert werden. Es nicht nötig, wie beim klassischen Bluetooth Audio die Geräte zu koppeln und zu entkoppeln.
a) Vorteile im Privathaushalt
TV
• Individuelle Lautstärke: Mehrere Personen schauen denselben Film, jede/r mit eigenen Kopfhörern und passendem Pegel.
• Hörgeräte-Integration: Hörgeräte können sich direkt verbinden und Dialoge werden klarer verstanden.
• Late-Night-Modus: Fernsehton auf Kopfhörer, ohne andere im Haushalt zu stören.
Gaming
• Synchroner Sound für mehrere Spieler: Zwei oder mehr Headsets können gleichzeitig am Spielsound hängen.
• Niedrige Latenz: Weniger Verzögerung zwischen Bild und Ton, was für Gaming entscheidend ist.
Musik
• Multi-Room-Feeling: Mehrere Lautsprecher oder Kopfhörer lassen sich gleichzeitig mit einer Quelle verbinden.
• Partymodus oder „Silent Disco“: Gäste können mit ihren eigenen Kopfhörern in die Playlist „eintauchen“.
• Flexibilität: Kein aufwendiges Pairing mehr – ein Klick zum Beitreten oder Verlassen reicht.
b) Vorteile in öffentlichen oder professionellen Umgebungen
Konferenzen:
• Sprachverständlichkeit: Teilnehmer können sich mit Kopfhörern einklinken, auch bei schlechter Akustik.
• Mehrsprachigkeit: Dolmetscher können über verschiedene Auracast-Streams Übersetzungen anbieten.
• Barrierefreiheit: Menschen mit Hörgeräten haben direkten, klaren Zugriff auf das Konferenz-Audio.
Fitnessstudios:
• Individuelle Audioauswahl: Mitglieder wählen den passenden Ton zu einem Großdisplay - einfach durch Scannen eines QR-Codes
• Musikstreams: Trainer oder Studio können Hintergrundmusik senden, während Kursteilnehmer sich in den Workout-Stream einklinken.
Museen, City-Guide, Führungen:
• Audioguides ohne Leihgeräte: Besucher nutzen ihre eigenen Kopfhörer oder Hörgeräte.
• Mehrere Sprachen parallel: Ein Auracast-Sender strahlt mehrere Sprachversionen aus.
• Flexibles Erlebnis: Besucher entscheiden spontan, welche Führung oder Info sie hören möchten.
Privat bringt Auracast also mehr Komfort, Flexibilität und oft bessere Audioqualität. Öffentlich ermöglicht es barrierefreie, kostengünstige und flexible Audioübertragung an große Gruppen - ohne teure Spezialhardware.
Welche Geräte unterstützen Auracast?
LE Audio und Auracast werden von Consumergeräten seit 2024 unterstützt, z.B. von neuen Kopfhörern und Android 16 Smartphones (ab Google Pixel 8, Samsung Galaxy S23). Die Hardware muss mindestens die Bluetoothversion 5.2 haben und die Firmware muss LE Audio / Auracast unterstützen - eine neue Versionsnummer alleine reicht nicht. Viele Geräte haben schon die Hardware, aber Auracast muss oft erst durch Updates freigeschaltet werden.
Bei Auracast unterscheidet man im Prinzip drei Rollen:
1. Auracast Broadcaster (Sender / Transmitter)
Gerät, das den Audiostream in die Umgebung aussendet. Beispiele: Fernseher, Smartphone, Notebook, Konferenzanlage, FeinTech BT200 Bluetooth-Sender.
2. Auracast Receiver (Empfänger)
Gerät, das sich in einen Broadcast einklinkt und den Ton wiedergibt. Beispiele: Kopfhörer, Lautsprecher, Hörgeräte, Smartphones im „Hörmodus“. Ein Receiver kann zwischen mehreren verfügbaren Broadcasts auswählen (z. B. Fitnessstudio-TV 1, TV 2).
3. Auracast Assistant
Gerät, das die Verwaltung der Broadcasts erleichtert und den Zugang zu privaten Streams ermöglicht. Typischerweise ist das ein Smartphone, welches verfügbare Broadcasts scannt, listet und per QR-Code oder NFC das Einwählen erleichtert. Der Assistent selbst muss nicht zwingend Audio wiedergeben – er dient als „Fernbedienung“ für den Einstieg in den Stream.
Wichtig: Ein Gerät kann mehrere Rollen gleichzeitig übernehmen. Beispiel: Ein Smartphone kann Sender (Broadcast vom Handy-Musikplayer) und gleichzeitig Assistant (Auswahl anderer Streams) sein. Ein PC kann Sender (z. B. bei Präsentationston) und Empfänger (z. B. für eingehende Konferenzübersetzung) zugleich sein.
So sieht es bei den anderen Betriebssystemen aus:
- Windows 11 unterstützt seit 2024 Bluetooth LE Audio (inkl. LC3-Codec), passende Hardware vorausgesetzt. Auracast selbst ist allerdings noch nicht offiziell in Windows integriert. Gerätehersteller (z. B. Kopfhörer, PCs mit Qualcomm/Broadcom-Chipsätzen) können über eigene Treiber teils schon LE Audio nutzen, aber die Auracast- Broadcast-Funktion ist bislang nicht systemweit verfügbar. Das wird bald kommen.
- Apple macOS/iOS setzt derzeit auf eigene Lösungen speziell für seine Airpods. Auracast ist noch nicht möglich.
- Unter Linux ist LE Audio noch experimentell, dürfte aber in den kommenden Monaten breiter verfügbar sein.
Auracast in der Praxis
In der Praxis kann die Verwendung von Auracast Folgendermaßen aussehen:
Mit einer Software startest du einen Auracast Stream oder verwendest einen Audio-Transmitter wie den FeinTech BT200, dem ein Audiosignal zugeführt wird.
Bei manchen Kopfhörern kannst du einen Auracast Modus per Tastendruck auswählen und den freien Broadcast direkt empfangen. Das geht zum Beispiel mit Creative Zen Hybrid Pro Kopfhören.
Bei den meisten Kopfhören wählst du den Broadcast bequem über eine Kopfhörer-spezifische App am Smartphone. Die App listet zunächst alle verfügbaren Broadcasts. Du wählst dann einen Stream für die Wiedergabe aus.
Wenn du in der App PLAY drückst, wird der auswählte Broadcast zu deinen Kopfhörern übertragen, mit denen das Smartphone gekoppelt ist.
Falls der Stream nicht öffentlich ist, musst du vor der Wiedergabe einen PIN eingeben:
Unterschied Bluetooth LE und LE Audio
Die Basis für Auracast ist LE Audio. Dies kann man leicht verwechseln mit Bluetooth LE (Low Energy). Bluetooth LE und LE Audio sind verwandte, aber unterschiedliche Konzepte innerhalb der Bluetooth-Technologie.
Bluetooth LE ist eine allgemeine, stromsparende Variante von Bluetooth und wurde bereits mit Bluetooth 4.0 eingeführt. Es wurde vor allem für Sensoren in SmartHome und Industrie sowie für Smartwatches entwickelt, um Energie zu sparen. Es unterstützte bislang keine Audioübertragung.
LE Audio hingegen ist eine neue Audio-Technologie, die erst seit 2025 im Massenmarkt verfügbar ist. Sie erweitert Bluetooth LE um Audio-Streaming-Funktionen und bietet bessere Klangqualität, geringeren Energieverbrauch als klassisches Bluetooth Audio.
Die Auracast- und Bluetooth®- Wortmarke und -Logos sind eingetragene Warenzeichen im Besitz von Bluetooth SIG, Inc. und werden von FeinTech unter Lizenz verwendet. Andere Marken und Handelsnamen sind Eigentum der jeweiligen Inhaber.